Regine Jepp wehrt sich gegen den Abriss des Ackerbürgerhauses Weidestraße 24 und hat eine Petition eingebracht.

Beschluss: Der Petitionsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages hat die Petition auf der Grundlage der von der Petentin vorgebrachten Gesichtspunkte unter Hinzuziehung einer Stellungnahme des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie der Stadt Eutin geprüft und beraten.
Der Petitionsausschuss beschließt im Ergebnis seiner Beratung, einen öffentlichen Ortstermin mit der Petentin, Vertretern des Bildungsministeriums, des Landesamtes für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, der unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Ostholstein, des Denkmalrates sowie mit dem Bürgermeister der Stadt Eutin durchzuführen.
Der Ausschuss bittet alle Beteiligten nachdrücklich darauf hinzuwirken, dass die von der unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Ostholstein erteilte Abbruchgenehmigung vom 11. Mai 2021 im laufenden Petitionsverfahren nicht vollzogen wird, um dem Ausschuss eine angemessene Beratung der Petition zu ermöglichen.
Das Bildungsministerium, die Stadt Eutin sowie die Petentin erhalten eine Ausfertigung des Beschlusses zur Kenntnisnahme. Die Einladungen zum Ortstermin erfolgen gesondert.
Die weitere Beratung der Petition wird vorerst zurückgestellt.

Das älteste, noch erhaltene Gebäude im Ensemble der Ackerbürgerhäuser ist die Weidestraße 24.

Das Haus mit den für den norddeutschen Fachwerkbau typischen Zierausfachungen an der nordöstlichen Gebäudeseite ist das älteste in diesem Ensemble. 1764 wird es zuerst urkundlich erwähnt, wechselt mehrfach den Besitzer, gehört einer Sattlerfamilie, später einem Fuhrmann, der es 1858 an den Physikus Dr. Roth verkauft. Im Jahr 1884 wird es an den Schlosser und Kaufmann Eduard Fridrich Ferdinand Nehls verkauft. Viele Personen leben dort, im hinteren Bereich werden Schweine gehalten.

Am 18. August des Jahres 1921 bricht in dem Haus ein Feuer aus. Es wird im Wesentlichen der Dachstuhl vernichtet. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg herrscht in Eutin eine große Wohnungsnot, so dass die Abgebrannten kaum alternative Wohnungen finden. Das Gewerkschaftskartell der Stadt Eutin sammelt für die stark geschädigten Mietparteien. Die „Eutiner Sportvereinigung von 1908“ veranstaltet ein Benefiz-Fußballspiel.

Die Stadt Eutin erwirbt das Gebäude und beschließt am 10. September die Herrichtung des Dachstuhls, denn das Mauerwerk ist erhalten. Es wird als ein städtisches Wohnhaus für sozial schwächere Bürger genutzt. Bürgermeister Albert Mahlstedt und die damalige Stadtvertretung handeln also in wirtschaftlich schwieriger Zeit aus sozialer Verantwortung. Die Sanierung wird beschlossen, weil ein vergleichbarer Neubau etwa doppelt so teuer werden würde.

Erhaltenswertes Ensemble zeugt heute noch von Baustilen vor mehr als 250 Jahren Das Gebäudeensemble gehört zum Eutiner Stadtbild. Diese Häuser begrenzten einst den Ortsrand der Stadt und leiteten in die Feldmark über. Über diesen Weg zogen die napoleonischen Truppen und später die Kosaken. Die Häuser gaben Jahrhunderte lang unzähligen Familien Heimat. Gerade die interessante Frontseite des Fachwerktraufenhauses Nr. 24 zeigt den Variantenreichtum der Baukultur vor mehr als 250 Jahren.