1956
In einer eindrucksvollen, von Musikdarbietungen umrahmten Weihnachtsfeier im Hotel „Stadt Kiel“, dem heutigen Brauhaus am Markt, ehrt der Ortsverein der SPD 92 Mitglieder der Partei. 25 Jahre gehören der Partei davon 40 Männer und 11 Frauen an, 40 Jahre 19 Männer und zwei Frauen, 50 Jahre 12 Männer und drei Frauen, 60 Jahre vier Männer und eine Frau. Nach einer Begrüßung durch den stellvertretenden Ortsvereinsvorsitzenden Wilkens aus Fissau und dem Kreisvorsitzenden Konrad, übernimmt der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Hermann Lüdemann die Ehrung der Jubilare. Er ruft in den alten Parteimitgliedern die Erinnerung an vergangene Tage wach. Wenn die SPD 1918 eine parlamentarische Demokratie errichten konnte, so sei diese geschichtliche Tatsache im Wesentlichen das Verdienst der Veteranen der Partei, so Lüdemann. Doch verschließt er auch vor den Fehlern der Weimarer Republik nicht die Augen. Doch sei es auch ein Verdienst der SPD, zu versuchen, die von ihr errichtete Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen.
Für 60-jährige Mitgliedschaft werden Alwine Korff, Wilhelm Küntzel, Gustav Krüger, Emil Kluge und Heinrich Langbehn geehrt.
1967
In den Wahlkampf zur Landtagswahl am 23. April 1967 greifen auch bekannte Künstler und Literaten ein. Am 10. April 1966 meldet der Ostholsteiner Anzeiger, dass Günter Grass und Siegfried Lenz in den Schossterrassen mit dem Oppositionsführer im schleswig-holsteinischen Landtag, Jochen Steffen, öffentlich diskutieren. Die Diskussionsleitung übernimmt MdL Klaus Konrad. Am nächsten Tag berichtet die Zeitung in einem längeren Artikel von dieser „politisch-literarischen Teestunde“. Das Dichterduo begibt sich mit hintersinnigen Aussagen zu Bibelzitaten und Herbert Wehner auf eine eigenwillige Tournee durch das Bundesland.
Beide haben Traktätchen vorbereitet, die sie zum Besten geben. Siegfried Lenz nennt seines „Sprache und Politik oder nehmt sie doch beim Wort“. Er spricht von Ludwig Erhardts Sprachschleuder, über von Hassels dünkelhafter Terminologie und von Barzels mit Gänseschmalz gleitfähig gemachten Sermon. Günter Grass beschäftigt sich mit „dem Milchpfennig und der nationalen Frage“. Doch der Wortwitz verschleiert nicht die ernsthaften Anliegen der beiden Prominenten Wahlkämpfer.
Bei der Landtagswahl 1967 kann die SPD ihr Ergebnis leicht verbessern, ein Wermutstropfen ist allerdings der Einzug der NPD in den Landtag.